Die Prensa Chicha: Stolz darauf, die schlechtesten Zeitungen Perus zu drucken

"Prensa Chicha" des Karikaturisten Mario Molina, veröffentlicht in El Comercio, Mai 2014
In Peru gibt es einige durchaus seriöse Zeitungen, wie El Comercio, La República, Gestion und die offizielle staatliche Tageszeitung El Peruano.
Doch wenn man an einem beliebigen Zeitungsstand auf der Straße vorbeischaut, entdeckt man schnell eine Reihe von Tageszeitungen, die die Daily Mail wie die letzte Bastion des mutigen und seriösen Journalismus erscheinen lassen.
Diese bunten Fetzen sind die Zeitungen der prensa chicha (Chicha-Presse), wie die schlimmsten und geistlosesten Tageszeitungen Perus genannt werden.
Warum Chicha?
In Peru wird das Wort Chicha vor allem mit bestimmten Getränken auf Maisbasis in Verbindung gebracht. Es wurde auch verwendet, um eine Kultur zu beschreiben, die in den 1960er Jahren in Lima entstand, eine Kultur, die auf den Bräuchen und der Musik der Andeneinwanderer aufbaute, die aus dem Hochland in die Hauptstadt kamen.
Aufgrund von Klassenunterschieden und der Diskriminierung dieser Andenkultur in Lima wurde das Wort Chicha nicht nur mit einem Musikstil in Verbindung gebracht. Bestimmte Kreise der Gesellschaft - in der Regel Nicht-Einwanderer - belegten den Begriff Chicha mit negativen Konnotationen, einschließlich eines allgemein schlechten Geschmacks und der Verwendung einer vulgären oder abwertenden Sprache ("La Prensa Sensacionalista en El Perú"; Chavez Méndez et al).
UNTERHALTUNGSTIPP: Wenn ihr nachts Spaß haben wollt, tagsüber Sport sehen wollt oder sogar ein bisschen Heimatgefühl sucht, besucht die Wild Rover Hostels Kette für gutes Essen, Sport und Bier! Der Eintritt zu den Bars ist auch für Nicht-Gäste frei.
Gleichzeitig wurden sowohl der schlechte Geschmack als auch die Vorliebe für das Vulgäre zunehmend von einer Art billiger Tageszeitung in Lima übernommen, die Sensationslust über alles stellte und eine Leserschaft aus der Unterschicht ansprach. Diese Sensationslust gefiel dem Zielpublikum, während der Preis - etwa die Hälfte des Preises der seriöseren Tageszeitungen - auch die ärmeren Bevölkerungsschichten anzog.
Diese populären Zeitungen, die sich durch einen ausgeprägten Stil von schlampigem Journalismus und Sensationsberichterstattung auszeichneten, wurden als prensa chicha bekannt.
Die gemeinsamen Merkmale der peruanischen Sensationszeitungen
Eduardo Quirós Sánchez hebt in seinem Essay "Prensa Popular o Prensa Chicha " einige gemeinsame Merkmale der Prensa Chicha hervor.¿Prensa Popular o Prensa Chicha?" Dazu gehören:
- Der Name - der Name hat in der Regel "keinen Bezug zum kommunikativen Prozess" und basiert oft auf der Umgangssprache. Beispiele hierfür sind El Tío, El Chino, El Chato und La Yuca.
- Die Titelseite - die Schlagzeilen der prensa chicha sind größer als bei seriöseren Zeitungen und verwenden hellere Farben und sensationslüsterne Bilder, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und nicht auf den Inhalt.
- Ein Übermaß an prominenten Brüsten und Hintern - Quirós Sánchez bezeichnet dies als Vedetismo. In Peru ist eine Vedette eine Frau, die ein gewisses Maß an Berühmtheit erlangt, indem sie für Fotos in verschiedenen Stadien der Entkleidung posiert (wie die inzwischen ausrangierten Page Three Girls der britischen Boulevardzeitung The Sun). Sie können auch berühmt sein, weil sie in Fernsehsendungen auftreten (z. B. in der beliebten und viel geschmähten Sendung Esto es Guerra, die oft als gutes Beispiel für populäres Trash-TV in Peru angeführt wird). In jedem Fall werden sie von der prensa chicha eher für ihren (mit Silikon verstärkten) Hintern als für besondere Talente oder Leistungen geschätzt.
- Verwendung von Slang - Chicha-Zeitungen sind übersät mit peruanischer Umgangsspracheinsbesondere eine bestimmte Art von Slang namens replana. Dies ist der Straßenslang, der von Kriminellen und Verbrechern verwendet wird.
- Niedriger Preis - der niedrige Preis trägt dazu bei, den Absatz bei der Zielgruppe zu fördern. Die meisten Chicha-Zeitungen kosten S/.0.50, verglichen mit etwa S/.1.00 für seriöse Tageszeitungen. Quirós Sánchez weist auch darauf hin, dass Chicha-Zeitungen oft durch den Verkauf zweifelhafter Anzeigen Geld verdienen, einschließlich solcher, die sexuelle Dienstleistungen anbieten (aus offensichtlichen Gründen wollen seriöse Inserenten nicht mit der Chicha-Presse in Verbindung gebracht werden).
Gewalt - und gewalttätige Bilder - sind ebenfalls häufig in der prensa chicha. Einige Bilder sind unglaublich grafisch und zeigen tote und oft verstümmelte Körper. Dies ist jedoch kein Merkmal, das nur in der Chicha-Presse vorkommt. In peruanischen Fernseh- und Zeitungsberichten werden oft die Opfer von Verkehrsunfällen, Schießereien usw. gezeigt - etwas, das viele ausländische Besucher aus der nationalen Presse nicht gewohnt sind.
Die Haupttäter (und ihre respektablen Besitzer)
Manchmal ist es ein schmaler Grat zwischen reiner Sensationslust und dem Abgleiten in den Prensa-Chicha-Bereich.
Bunte Boulevardzeitungen wie Ojo und El Men mögen sich gegen diese Bezeichnung wehren, während einige sie mit ganzem Herzen annehmen. Zu den Tageszeitungen, die als Chicha angesehen werden können, gehören El Chino, Extra, El Popular, Trome und die inzwischen eingestellte Ajá.
Und natürlich würden sich seriöse Zeitungen wie El Comercio und La República niemals so weit herablassen, mit diesen zweifelhaften Boulevardblättern in Verbindung gebracht zu werden.
Oder würden sie es tun? Nun, ja, sie würden. El Comercio zum Beispiel gehört das super-trashige Trome, während La República das wirklich schreckliche El Popular besitzt.
Und nun - zu Ihrem Vergnügen - hier einige schöne Beispiele für die peruanische Prensa Chicha:

Hier bringt Ajá eine Schlagzeile, die in etwa mit "Krieg der Brüste" übersetzt werden kann. In der Unterüberschrift heißt es, dass die großbrüstige Frau ihre pechonalidad zeigt, ein Portmanteau aus den Wörtern pecho (Brust/Brust) und personalidad (Persönlichkeit).

Hier ist El Popular mit einer typisch dramatischen Titelseite mit Barack Obama und der sensationellen Schlagzeile "Comply or We Attack". Außerdem sind Jets zu sehen, die Raketen abfeuern, und das Bild eines brennenden Autos, nur für den Fall, dass die Leser noch nicht ganz von der bevorstehenden Zerstörung überzeugt waren.

Trome beginnt mit "Missiles Against the Crazy Chino". Der "Chino" ist in diesem Fall Kim Jong-un - im peruanischen Slang bezeichnet "chino" jeden, der asiatischer Abstammung ist. Trome bezeichnet auch die Amerikaner als Gringos und die US-Truppen als "Rambos". Trotz des riesigen Bildes eines Raketenwerfers findet Trome noch Platz für eine junge Dame mit großen Brüsten.

Apropos Chinos: El Chino ist wirklich ein gutes Beispiel für die niedrigste Form der prensa chicha. Hier lautet die Schlagzeile "Seuche bringt das Ende der Welt". Offenbar ist die "Schweinegrippe die letzte Pandemie der Apokalypse". Hmm ...
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